Osterfest in Polen
Am Karfreitag veranstaltete die höfische und städtische Jugend ,,Begräbnis von Sauermehlsuppe und Hering". Ein Topf mit Sauermehlsuppe wurde zerschlagen, und ein Hering wurde an einem Ast aufgehängt, zur Strafe ,,dass er sechs Wochen lang über das Fleisch geherrscht und die Mägen der Menschen durch seine geringe Nährkraft ausgehungert hat".
,,Geweihtes" steht schon auf einem festlich gedeckten
großen Tisch. Gekrönnt sind: das aus Butter oder Zucker geformtes Osterlamm, Osterhähnchen und natürlich bunt bemalte Eier ,,Pisanki" genannt. Der Ganze Tisch duftet verführerisch. Kein Wunder- auf den Tellern und Platten liegen: Würste, Schinken, gebratenes Fleisch, Geflügel, Spanferkel, Fische in Gelee und der Osterkuchen, wie Mazurek, Mandelkuchen, Torten, Schichtkuchen und der berühmte polnische Napfkuchen ,,Baba" genannt.
Napfkuchen und Mazurek sind der Stolz der altpolnischen Küche und typisch polnische Backwaren.
Alle weiblichen Wesen des Hauses schlossen sich in der Küche ein. Männern ist der Zutritt verboten. Das Weizenmehl wurde gesiebt, hundert Eigelb wurden mit Zucker verrührt, in Wodka Safran gelöst [der den Kuchen nicht nur schön gelb färbte, sondern ihm auch ein würziges Aroma verlieh], es wurden Mandeln gerieben, Rosinen verlesen und in Mörsern duftende Vanille zerkleinert, es wurde Hefe angesetzt. War der Teig in der Form, wurde er mit einem Leinentuch zugedeckt, denn ein ,,erkälteter" Teig geht nicht und wird klitschig. Um Zugluft zu vermeiden, werden Türen und Fenster der Küche fest verschlossen. Ist der Teig genug gegangen, wird er in den Backofen geschoben. Alles kann dem empfindlichen Kuchen schaden: Flüstern, Lärm, Erkalten. Eine zu sehr gebräunte oder zusammengefallene ,,Baba" ist reine Katastrophe! Ist die ,,Baba" dann endlich abgekühlt, wird sie hübsch und reichlich mit
Zuckerguß überzogen.
Die Herkunft des Mazurek genannten Kuchens ist noch nicht hinlänglich geklärt. Vielleicht lassen sich bei ihm
Einfluß der ,,süßen Küche" der Türken erkennen.
Mazurek ist ein flacher Blechkuchen, meist mit mürbem Baden oder einer Oblate, bedeckt mit einer Schicht
Mandel-Nuß-Quark-Südfrüchte o.a.Masse, mit üppigem Zuckerguß und hübsch mit Konfitüre und Rosinen, Mandeln, Nüssen, Feigen u.dgl.verziert.
Der Osterschmaus beginnt mit dem Geweihten Ei - das hartgekocht, unter den Anwesenden verteilt wird. Dabei wünscht man ein gesegnetes Fest. Dann geht es zu Tisch.
Beim Fürsten Sapieha in Dereczyna [ XVI Jhr.] bestand der Osterschmaus aus:
>> 4 gewaltigen Wildschweinen [so viele Teile hat das Jahr]
>> 12 Hirschen, ganz gebraten, mit goldschimmernden
Geweih mit verschiedensten Wild gefüllt, d.h.Hasen,
Birkhähnen, Trappen, Schneehühnern. [so viele Monate hat das Jahr]
>> 52 ganz wunderbaren
Blechkuchen Mazurek [so viele wie Wochen im Jahr]
>> 365 Napfkuchen [soviel wie Tage im Jahr]
Was aber das Trinken anbetraf: Es gab
>> 4 Krüge mit Wein gefüllt
>> 12 Kannen mit Wein gefüllt
>> 52 silberne Fässchen mit
zyprotischem, spanischem und italieniscgem Wein gefüllt
>> 365 große bauchige Flaschen mit Ungarnwein.
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